Ohne Girokonto geht heute nicht mehr viel. Kein Mobilfunkunternehmen wird sich auf eine Barzahlung der Telefonrechnung einlassen. Und ohne Konto dürfte es schwer werden, an Lohn oder Gehalt zu kommen. Obwohl laut Bundesbank im Jahr 2013 in Deutschland 98,554 Millionen Girokonten gab, sind vielen Bankkunden deren genaue Funktionsweise und die anfallenden Gebühren nicht klar.
Seinen Siegeszug begann das Girokonto in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bis nach Ende des 2. Weltkriegs waren Lohntüte und Bargeld die ständigen Begleiter der Haushalte im Alltag. In den vergangenen 40 Jahren ist das Girokonto zu einem Bankprodukt geworden, das aus dem Leben der meisten Haushalte nicht mehr wegzudenken ist. Schließlich ist ohne Konto die Teilnahme am Lastschriftverfahren unmöglich, es kann keine Einzugsermächtigung ausgestellt werden und kein Geldautomat spuckt Bargeld aus. Die Kontoführung ermöglicht Ihnen also viele Optionen, die heute eine immer größere Bedeutung aufweisen. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen nun die Funktionen eines Girokontos erklären sowie dessen Bedeutung genauer aufzeigen.
Was ist eigentlich ein Girokonto?
Inhaltsverzeichnis
- 1 Was ist eigentlich ein Girokonto?
- 2 Welche Kosten und Gebühren sind mit einem Konto verbunden?
- 3 Fragenkatalog
- 4 Wie lässt sich ein Girokonto eröffnen?
- 5 Ab welchem Alter kann ein Girokonto genutzt werden?
- 6 Wird auch ein SCHUFA-freies Girokonto vergeben?
- 7 Kommen Menschen hierzulande noch ohne Girokonto aus?
- 8 Was Sie heute bei der Auswahl des Girokontos beachten sollten
- 9 Das Girokonto – ein Must-have
Das Girokonto ist streng genommen ein Kontokorrentkonto, welches auf „laufende Rechnung“ nach dem HGB (Handelsgesetzbuch) geführt wird. Wesentlich für die Namensgebung ist allerdings ein anderer Bestandteil der rechtlichen Grundlagen – der Girovertrag. Dieser entsteht zwischen Ihnen und der kontoführenden Bank bei der Eröffnung des Girokontos. Dessen Inhalt: Ihre Bank verpflichtet sich mit dem Girovertrag zur:
- Einrichtung des Girokontos
- Gutschrift von eingehenden Zahlungen
- und dem Ausführen jener Zahlungsaufträge, die zulasten des Kontos gehen.
Mit diesen Rahmenbedingungen ausgestattet erlaubt das Girokonto die Teilnahme am alltäglichen Zahlungsverkehr. Sie können sich Lohn oder Gehalt auf das Konto auszahlen lassen, erlauben Ihrem Vermieter das Abbuchen der Miete und nehmen über die ausgegebene Bankkarte am bargeldlosen Zahlungsverkehr via Lastschrift teil. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, an Geldautomaten Bargeld vom Konto abzuheben. Die grundsätzlichen Optionen der Kontoführung sind also:
- Zahlungseingänge anderer Personen (Gehalt, Rente, Kindergeld)
- Überweisungen an andere Personen
- Lastschriften von Unternehmen (z.B. Handy-Rechnung, Stromabschlag)
- Daueraufträge an andere Personen (oft: Miete)
- Nutzung von Geldautomaten für die Abhebung von Bargeld
Neben den Grundfunktionen der Kontoführung bieten Girokonten Ihnen heute ein ganzes Paket verschiedener Leistungen. Dazu gehören unter anderem:
- das Online-Banking
- Finanzplaner
- das Einrichten von Daueraufträgen usw.
Welche Kosten und Gebühren sind mit einem Konto verbunden?
Was kostet ein Girokonto? Blicken Sie mit dieser Frage zu den Banken, entsteht schnell der Eindruck, dass die Kontoführung stets zu haben ist. In vielen Filialen werden Sie auf Angebote stoßen, wie „Girokonto ohne Kontoführungsgebühr*“ oder „Hier gibt´s das kostenlose Konto*“. Aufmerksamen Lesern fällt eines auf – das Sternchen. Denn so ganz ohne Kosten und Gebühren ist eigentlich keines der Girokonten heute zu haben. Wo müssen Sie sich als Verbraucher auf die eine oder andere Überraschung gefasst machen?
Grundsätzlich fallen bei der Nutzung Ihres Kontos folgende Gebühren an:
- Kontoführungsgebühr
- Gebühren für beleghafte Buchungen
- Gebühren für smsTAN
- Kartengebühren (zum Beispiel die individuelle Motivkarte)
- Buchungsgebühren
Ist die Kontoführungsgebühr sicher der bekannteste Kostenfaktor, versäumen viele Verbraucher den Blick auf die Preisaushänge der Banken – und übersehen, was ein Girokonto wirklich kostet.
Fragenkatalog
- Die Kontoführungsgebühr: Hierbei handelt es sich um eine Gebühr, die bei vielen Banken im Zusammenhang mit der Bereitstellung/Verwaltung des Girokontos erhoben wird. Die Höhe schwankt mitunter erheblich. Während Bank A darauf verzichtet, arbeitet Bank B mit einem Stufenmodell. Je besser die Leistungen des Girokontos, umso höher die Gebühr für die Kontoführung.
Als Verbraucher können Sie sich heute bei vielen Instituten für das Bankkonto ohne Gebühr für die Kontoführung entscheiden. Im Kleingedruckten kann deren Wegfall aber von der Nutzung des Kontos für Lohn und Gehalt oder von einem vorgeschriebenen Umfang des Geldeingangs abhängig gemacht werden. Beim Thema Kontoführungsgebühr gilt der Grundsatz: Nicht jedes kostenlose Konto ist am Ende wirklich günstig.
- Gebühren für Buchungen: Seit das Online-Banking in Deutschland Fuß gefasst hat, bewegen immer mehr Banken ihre Kunden in diese Richtung. Hilft es den Banken doch beim Einsparen von Kosten für Personal und Mieten. Ein Mittel sind hohe Gebühren für beleghafte Buchungen. Wer am Schalter Geld auf ein anderes Konto überweisen will, muss hier mit Gebühren rechnen. Deren Höhe kann zwischen 0,50 Euro bis 3 Euro schwanken – und macht den Bankschalter für Sie als Kunde zur teuren Alternative.
Leider geht der Ärger manchmal noch weiter. Einige Banken belasten die Konten ihrer Kunden inzwischen mit Buchungsgebühren selbst für beleglose Buchungen. Diese bleiben mit fünf bis zehn Cent zwar moderat, sind angesichts der Fülle mancher Buchungen trotzdem ärgerlich.
- TAN-Gebühren: Die TAN ist ein wesentliches Sicherheitselement beim Online-Banking. Eine wachsende Zahl an Verbrauchern setzt hier auf das smsTAN-/mobileTAN-Verfahren. Für jede Buchung wird eigens eine TAN generiert und auf das Handy des Bankkunden geschickt. Diese SMS kann bei einigen Banken Geld kosten, andere Institute verschicken die TAN ohne Aufpreis. Ebenfalls zu Gebühren führt die Generator-TAN. Das hierfür benötigte Gerät geben Banken im Allgemeinen nicht kostenlos ab.
- Benachrichtigungen durch die Bank: Als Bankkunde erwarten Sie Service? Bestimmte Benachrichtigungen rund um Ihr Girokonto sind allerdings nicht kostenlos. Gebühren werden zum Beispiel für die Benachrichtigung über nicht eingelöste Lastschriften, die Zusendung der Kontoauszüge o. Ä. erhoben.
- Gebühren für die Bankkarte: Ohne sie geht in der Kontoführung wenig. Die Rede ist von der Bankkarte. Als Inhaber nehmen Sie am Lastschriftverfahren teil (zahlen also bargeldlos) oder können sich mit Bargeld am Geldautomaten versorgen. Je nach Konto und Bank kann Sie diese Karte Geld kosten. Speziell im Fall eines individuell aufgedruckten Motivs oder beim Bestellen einer Partnerkarte fallen Gebühren an. Abhebungen von Bargeld an Geldautomaten der eigenen Bank sind hingegen oftmals kostenfrei. Möchten Sie hingegen von Geldautomaten anderer Banken Bargeld abheben, kann dies ebenfalls Kosten mit sich bringen.
- Kontoführung mit 20 Buchungen je Monat (smsTAN) und 2 beleghaften Buchungen
Konto A | Konto B | |||
---|---|---|---|---|
je Buchung | Summe Monat | je Buchung | Summe Monat | |
Kontogebühr | 9,90 Euro | 0,00 Euro | ||
Buchungsgebühr | 0,05 Euro | 1,00 Euro | 0,35 Euro | 7,00 Euro |
TAN-Versand | 0,00 Euro | 0,10 Euro | 2,00 Euro | |
beleghafte Buchung | 0,75 Euro | 1,50 Euro | 1,50 Euro | 3,00 Euro |
Summe | 12,40 Euro | 12,00 Euro |
Wie lässt sich ein Girokonto eröffnen?
Ein Girokonto können Sie heute meist zügig und ohne großen Zeitaufwand eröffnen. Gehen Sie einfach in die nächste Filiale Ihrer Wunschbank (am besten vereinbaren Sie vorab einen Termin), füllen mit dem Bankmitarbeiter den Eröffnungsantrag aus, lassen Ihre Identität prüfen – und unterschreiben den Antrag. Nach dessen Prüfung und dem Check bei der SCHUFA werden Sie innerhalb weniger Tage die Unterlagen zum Girokonto im Briefkasten vorfinden.
Bankkarte und PIN kommen in der Regel getrennt vom Rest der Papiere und getrennt voneinander. Inzwischen können Sie sich bei vielen Girokonten für einen zweiten Weg entscheiden – den Online-Antrag. Der Vorteil: Verbraucher können im Internet die Girokonten verschiedener Banken ohne großen Aufwand miteinander vergleichen.
Für die Eröffnung müssen Sie auch hier den Antrag ausfüllen (kann teilweise direkt am Rechner erfolgen) und ausdrucken. Im Vergleich zur Eröffnung in der Filiale gestaltet sich die Identitätsprüfung etwas anders. Weit verbreitet ist heute nach wie vor das PostIdent-Verfahren. Hierfür liegt dem Antrag ein Coupon bei, den Sie in der nächsten Postfiliale ausfüllen lassen. Die Identitätsprüfung erfolgt durch den dortigen Mitarbeiter. Die neuerdings verfügbare Alternative per Video-Chat macht den Gang in die Postfiliale überflüssig – ist derzeit aber nur bei wenigen Banken als Option verfügbar.
Ab welchem Alter kann ein Girokonto genutzt werden?
In der Theorie kann ein Girokonto bereits im Grundschulalter genutzt werden. Hintergrund: § 110 BGB (der sogenannte Taschengeldparagraf) erlaubt Kindern die freie Verfügung über eigene Mittel. Sofern Eltern ihren Kindern das Konto eröffnen, ist es durch den Nachwuchs nutzbar. Allerdings ist das größte Hindernis die eigentliche Kontoeröffnung. Hierfür muss der Antragsteller geschäftsfähig sein.
Diese Rechtsgrundlage ist erst mit dem vollendeten 18. Lebensjahr erreicht. Erst dann kann in der Regel auch das Girokonto in seiner Funktion voll genutzt werden. Viele Banken vergeben an Kinder bzw. Jugendliche bis dahin nur Bankkarten aber keine Kreditkarten. Und auch der Dispo ist für den Nachwuchs in aller Regel tabu. Trotzdem kann die frühzeitige Nutzung von Girokonten den Umgang mit Geld für Kinder später erleichtern, weil sie frühzeitig ein Verständnis für die Kontoführung entwickeln.
Wichtig: Wenn Sie Ihren Kindern tatsächlich ein Girokonto eröffnen, seien Sie sich über die Reichweite des Taschengeldparagrafen im Klaren.
Wird auch ein SCHUFA-freies Girokonto vergeben?
Wer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen will oder kann, macht relativ schnell Bekanntschaft mit der SCHUFA. Mitunter reicht aber bereits die falsche Formulierung einer Kreditanfrage durch die Bank – und man muss mit einer Herabstufung des Basis-Scores leben. Die SCHUFA sammelt Informationen ihrer Partner zum Zahlungsverhalten von deren Kunden. Zwar entscheidet die Auskunftei nicht, ob ein Geschäft zustande kommt.
Die Einträge bei der SCHUFA haben aber trotzdem Gewicht. Gerade im Fall von Negativmerkmalen kommt es schnell zu Problemen – etwa beim Mobilfunkvertrag. Aber: Das schufafreie Girokonto, also ganz an der Auskunftei vorbei, sucht man zumindest bei den deutschen Banken vergeblich. Auch wenn die Eröffnung eines Kontos auf Guthabenbasis auch bei negativen SCHUFA-Einträgen heute in den meisten Fällen kein Problem mehr ist – Informationen zur Bonität oder dem Zahlungsverkehr werden die Institute trotzdem einholen (allein schon um Kontomissbrauch aufzudecken).
Übrigens: Viele der Angebote, die heute vor allem online als schufafreie Girokonten beworben werden, kommen mit eingeschränkten Funktionen aus oder verursachen bei Ihnen Kosten durch hohe Gebühren für die Kontoführung. Die Jahresgebühren können hier schnell auf 60 Euro p. a. oder mehr anwachsen.
Kommen Menschen hierzulande noch ohne Girokonto aus?
Sich einfach dem Druck des Alltags verweigern und kein Girokonto eröffnen – was manch Bankkunde vielleicht als Segen empfindet, ist inzwischen eine Utopie. Ohne das Girokonto wird der Alltag nicht nur zur Herausforderung, er wird fast unmöglich – oder zumindest teurer. Beispiel: Sozialleistungen wie Hartz IV können zwar als Scheck ausgezahlt und in Banken eingelöst werden.
Allerdings werden bereits durch die ausgebende Behörde Gebühren von den Leistungen für den Scheck einbehalten. Und auch manche Banken machen an dieser Stelle Kasse. Ohne Girokonto ist die Teilnahme am bargeldlosen Zahlungsverkehr jedoch schlicht unmöglich. Das Problem: Es existiert zwar eine Selbstverpflichtung der Branche und in einigen Bundesländern eine entsprechende gesetzliche Grundlage (im Rahmen der Sparkassengesetze).
Allerdings existieren hier auch Ausnahmen. Und nur wer ein Girokonto führt, kann den Anspruch auf Umwandlung in ein P-Konto (Pfändungsschutzkonto) in Anspruch nehmen und sich vor eventuellen Pfändungen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten schützen.
Was Sie heute bei der Auswahl des Girokontos beachten sollten
Die Wahl eines passenden Girokontos ist heute vor allem deshalb recht schwierig, weil die Auswahl zu riesig ausfällt. Galt noch vor 20 Jahren die Bank oder Sparkasse im eigenen Stadtteil als erster Ansprechpartner, gibt es heute auch zahlreiche Direktbanken, die ihre Girokonten online anbieten. Doch welche Aspekte machen heute eigentlich ein gutes Girokonto aus? Natürlich hängt dies immer auch von den eigenen Wünschen und Bedürfnissen ab. Die folgende Auflistung zeigt interessante Leistungsmerkmale:
- Geringe Gebühren für die Kontoführung (Ideal: kostenloses Girokonto ohne Mindestgeldeingang)
- Gute Versorgung mit Bargeld (viele Geldautomaten, Kooperationen mit Geschäften)
- Zusatzleistungen wie eine Kreditkarte (bei Bedarf)
- Guthabenverzinsung (wenn auch meistens gering)
- Bankkarte (Girocard oder EC-Karte)
Das Girokonto – ein Must-have
Vor 50 Jahren undenkbar, ist das Girokonto inzwischen zum Standardinstrument im Alltag fast aller Haushalte geworden. Dessen Bedeutung ist in den letzten Jahren so stark gewachsen, dass es aus dem Zahlungsverkehr (Zahlungseingänge, Überweisungen, Lastschriften, Geldautomaten für die Bargeldversorgung) nicht mehr wegzudenken ist. Wer kein Girokonto besitzt, hat damit ein massives Problem. Aber selbst wenn Banken das Konto ohne weitere Hindernisse eröffnen – gerade die Vielzahl an Gebühren und Leistungsoptionen macht die Suche nach dem passenden Konto schwierig. Wer sich jedoch über seine Wünsche in Bezug auf die Kontoführung im Klaren ist, kann die ihn für ihn interessanteste und günstigste Lösung finden!